Notwendiger Mietwohnungsbau

Veröffentlicht am 08.02.2017 in Ortsverein

Beim Runden Tisch zum Thema Bebauung von 2 Spielplätzen wurden Meinungen ausgetauscht, Sachverhalte festgestellt und Alternativen eingebracht. Wir möchten die Meinung der SPD- Fraktion hier nochmals darlegen.

Aufgrund der derzeit angespannten Lage auf dem Mietwohnungsmarkt in der mittleren Preisklasse und der Verpflichtung der Gemeinde, zugewiesenen Flüchtlingen in Wohnungen einzuweisen, besteht kurzfristiger Handlungsbedarf der Gemeinde. 
Gerade bei diesem kurzfristigen Handeln, muss unseres Erachtens die Nachhaltigkeit beachtet werden. Die vorübergehende Anschlussunterbringung der zu uns geflüchteten Menschen kann zunächst in Altbauten, Sanierungsobjekten, Containern oder in Räumen von Einfachbauweise erfolgen. Ein Teil dieser Menschen wird in die Heimatländer zurückkehren oder zu Familienmitgliedern in andere Städte ziehen. Für den Teil, der länger oder ganz in Ilvesheim bleiben wird, sehen wir es als unsere Gemeinschaftsaufgabe, diese Menschen in unseren Ort zu integrieren. Dazu bedarf es keiner Flüchtlingshäuser oder Container, sondern einem ausreichenden Angebot an vernünftigen Mietwohnungen, für die Ilvesheimer Alt- und Neubürger. Diese Mietwohnungshäuser müssen sich in die jeweilige Umgebung einfügen. Um mittelfristig permanent Mietwohnungen für Ortsansässige anbieten zu können macht es auch keinen Sinn, mehrere Objekte gleichzeitig hochzuziehen. Kurzfristig müssen ein oder zwei solide Objekte gebaut werden, um in Verbindung mit den Gemeindewohnungen und den angekauften bzw. angemieteten Altbauten für ausreichenden Wohnraum zu sorgen.
Es bedarf deshalb der Prüfung, welche Gemeindegrundstücke für einen Mietwohnungsbau sinnvoll sind und auch bebaubar.
Die Gemeindeverwaltung hat bereits in der Bürgerversammlung im Juni 2016 diese Grundstücke öffentlich vorgestellt. Dazu gehören unter anderem die verlängerte Mozartstraße, der Spielplatz Lessingstraße und einer der beiden Spielplätze in der Bergstraße. 

Doppelproblematik. Zum einen gibt es fast überall im Land wo Wohnraum für Flüchtlinge entstehen soll, aus dem Umfeld Widerstand. Zum anderen muss die Bebauung eines Spielplatzes als Solches Widerstand aus dem Umfeld auslösen. 
Die Lage und das gute Angebot an Spielplätzen im Norden, wie beim Runden Tisch festgestellt wurde,  macht es für uns vertretbar, auf den Spielplatz in der Lessingstraße zu verzichten. Dieser Platz stand bei der Bebauungsplanung Mahrgrund II bereits für ein Wasserrückhaltebecken mit Kanaldücker zu Disposition. Entsprechend wurden Frei- und Spielfläche im Neubaugebiet vorgesehen. Der Kleinkinderspielplatz am Kanal war aufzuwerten. Aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen, wurde letztlich eine getrennte Entwässerung des Oberflächenwassers gebaut, wonach der Spielplatz bleiben konnte. 

Der Spielplatz Bergstraße, der früher wegen seiner Attraktivität ein Anziehungspunkt im größeren Umkreis war, ist in dieser Attraktivität unseres Erachtens durch die Alla- Hopp-Anlage abgelöst worden. Die neue Spiel- und Bewegungsanlage kann vom gesamten Wohngebiet über die Dammwege ohne Straßenverkehrsgefährdung erreicht werden. Der Spielplatz für Kleinkinder ist notwendig und bleibt.
Bei den Entscheidungsgründen spielten natürlich auch die künftigen Unterhaltungskosten eine Rolle.

Innerortsverdichtung zur Schaffung von Wohnraum. 
Kleinere Eigentumswohnungen und Mietwohnraum in geschossbauweise wurden im letzten Neubaugebiet nicht ausgewiesen. Und sollen jetzt durch Innerortsverdichtung erreicht werden. Ein Handeln, das der Gemeinde städtebaulich Lob einbrachte. Doch diese Verdichtung hat auch einen Makel, denn sie wird vorwiegend innerhalb der älteren Ortsbebauung durchgeführt, so z.B. Kanalsiedlung, Schlossstraße, Schlossfeld oder z.B. Dammstraße, es werden anstelle des alten Einfamilienhauses Fünf- Familienhäuser errichtet. Bäume und Grün verschwinden. Nicht immer steigert sich durch diese Verdichtung der Wohnwert des Quartiers. Gerade aber in diesen Wohngebieten haben wir ein Angebot an Mietwohnungen und in diesen Wohngebieten bringen wir derzeit unsere Flüchtlinge unter. Wir vertreten die Ansicht, dass Mietwohnungen über die Gemeinde verteilt sein sollten. 

Im Rahmen der Spielplatzdiskussion stellte sich durch den Experten für Bewegung und Sportpädagogik, Prof. Dr. Schwarz heraus, dass die Gemeinde Ilvesheim pro Kind (bis 12 Jahre) mit 20qm Spielfläche sehr gut versorgt ist. Es wurde jedoch ein Defizit an wichtigen wohnnahen Kleinkinderspielplätzen (bis 6 Jahre) im südwestlichen mittleren Ort festgestellt (Hauptstraße, Schlossstraße, Neue Schulstraße, Beim Schloßgarten). Ein Gebiet, in dem auch eine Verdichtung erfolgte und in dem Flüchtlingswohnungen sind. 
Prof. Dr. Schwarz befürwortete zwar keine Bebauung von Spielplätzen, sah es jedoch als sinnvoll an, die Grünflächen des Neckarvorlandes entlang der Bergstraße hin zur Sportanlage und Hopp- Bewegungsanlage als Bewegungsfläche auszuweisen und aufzuwerten. Es war dem Experten wichtig, dass das Bewegungsangebot für Kinder über 6 Jahre attraktiv und ohne gefährliche Straßenbarrieren erreichbar sein muss. Nur so seien die Kinder, die in immer größeren Wohnungen in Spielangebot haben ins Freie zu bringen. Wie man hörte, scheint die Alla- Hopp- Anlage dieses Ziel zu erfüllen, denn ein Vater beim Runden Tisch schilderte, dass er eine Stunde bräuchte, bis er seine drei Kinder auf der Hopp- Anlage wieder eingefangen hätte. Weiter wurden beim Runden Tisch alternative Grundstücksvorschläge für eine Mietwohnbebauung gemacht. Wir werden diese Vorschläge natürlich prüfen. Sie sind allerdings überwiegend in der alten Ortsbebauung. 

Fazit: Die Bebaubarkeit der von der Gemeindeverwaltung aufgezeigten Grundstücke muss durch die objektiven Kriterien von Bebauungsplanaufstellung und Baugenehmigungsverfahren unter Bürgerbeteiligung festgestellt werden. Dabei ist die SPD- Fraktion gerne bereit über Lage und Größe der Baukörper zu reden. Auf einen teilweisen Erhalt des Grünbestandes oder einem einladenden Zugang zum Neckarvorland ist zu achten. Bei der Lessingstraße sollte im Bebauungsplan unter Einbezug des Gewerbegrundstückes ebenfalls ein grüner Treffpunkt für Eltern mit Kleinkindern vorgesehen werden. Eine Verlegung des Bolzplatzes in den Norden wurde angeregt und scheint sinnvoll.
Nach Feststellung der Bebaubarkeit der Grundstücke muss u.E. eine Prioritätenliste erstellt werden, nach dieser die Grundstücke kurz bzw. mittelfristig, jedoch immer nur nach dringendem örtlichen Bedarf bebaut werden. 

Ein Bürgerentscheid wird emotional für unsere Kinder geführt werden. Tatsächlich werden hier die Interessen der einzelnen Wohnquartiere vertreten. Grundlage für unsere Entscheidungen soll jedoch die soziale Notwendigkeit und eine Ausgewogenheit im ganzen Gemeindegebiet sein.  
Rolf Sauer