Dusche – und täglich grüßt das Brüsseltier

Veröffentlicht am 08.02.2017 in Ortsverein

Philipp Kaltschmitt, der 2.Vorsitzende der SPD Ilvesheim, freute sich, die Zuschauer in der vollbesetzten Mehrzweckhalle begrüßen zu dürfen. Mit launigen Worten meinte er, dass die Briten vom Brexit selbst überrascht wurden und jetzt gar nicht wissen, wie sie ihn managen sollen. Donald Trump geriere sich als Präsident so, dass er mit seinen –im Übrigen vom Kongress nicht abgesegneten – Verordnungen derzeit sich nicht um die Mitgliedschaft in der EU bewerben dürfte. Die USA würden nicht aufgenommen werden können. Philipp Kaltschmitt begrüßte Lothar Bindung, unseren Bundestagsabgeordneten, der nicht nur im Wahljahr kommt und Gerhard Kleinböck, dem er zu seinem neuerlichen Landtagsmandat gratulierte.

Die Probleme in Ilvesheim mit der Unterbringung von Flüchtlingen ließ er natürlich nicht unerwähnt und erklärte, wenn es weder ein Baugebiet noch freistehende Wohnungen für die Schutzsuchenden gebe, dann müssten eben Mehrzweckhalle, Hirsch und JUZ dafür hergenommen werden. Dann galt es aber, Bühne frei für die Dusche mit Wolfgang Schmitter, Hans-Georg Sütsch und Josefine Lössl. Natürlich nahmen die drei die Brüsseler Regulierungswut ins Visier: es gibt ab 2018 ein Ablach-Emissionsgesetz. Zudem wird ein Sachkundenachweis für Kabarettisten gefordert, in dem ihre Kritikkompetenz geprüft wird. Maßstab ist der erdogansche Schmollkoeffizient. Und Trump wird bald abtreten müssen, alles wird gut: in den ersten Wochen tourt er durch die Welt und stellt seine Frisur Marke „totes Eichhörnchen“ zur Schau. Gegen chinesische Importe holt es Günther „Schlitzauge“ Öttinger. Er beruft einen Antifrauentag, aber immerhin dürfen sich die belästigten Frauen mit Schusswaffen zur Wehr setzen. Die Abschiebung der eine Million Flüchtlinge scheitert allerdings an der von ihm gebauten Mauer zu Mexiko. Und schließlich bricht die Finanzwelt zusammen, weil er die arabischen Zahlen abgeschafft hat. Opa Schmittke, alias Wolfgang Schmitter, gibt sein Jahrhundertgeheimnis preis: er ist der Vater von Donald Trump. Und „Mompfred“ hat eine millionenschwere Fernsehidee: An Stelle der Sendung „Frauentausch“ gibt es „Führungstausch“: In Russland regiert für einen Monat Merkel, Putin tauscht dafür mit Orban und an Pfingsten wird Trump nach Kuba geschickt–  und RTL ist live dabei. Natürlich bekamen auch die Zuschauer ihr Fett weg: die AFD sucht Dich, so singen die Drei von der Dusche.  Mit Populismus biegt die AFD die Fakten sich zurecht und schürt die Ängste vor allem und jedem. Neben bissigem Politkabarett nahm die Dusche natürlich auch die Gesellschaft auf den Arm: Ein Paar sucht beim Caterer ein Menü aus. Josefin Lössl spricht gekonnt Mannheimer Hochdeutsch, sie haben in ihrem Freundeskreis „Ovolactoveganer“ „Fruktarier“ „Paläos“ „Veganer“ „Vegetarier“. Als sie dann den Preis erfährt, gesteht sie, eine „Freeganerin“ zu sein: sie isst nur, was sie umsonst bekommt. Als Verteidigungsministerin fordert Lössl ein „präsentiert das Gehör“ und beschwert sich, dass ihre Truppe „Leyentruppe“ genannt wird und das Casino „Leyensclub“. Zur Modernisierung und um Kosten zu sparen bietet sie an das Modell „Guerilla“, wonach die 185000 Soldaten auf 35 gekürzt werden, dann aber in Überbondmanier ausgestattet werden. Man hätte dann „7 mal 7“ Einheiten zu je 7 Mann und könnte diese dann an 7 verschiedenen Orten einsetzen; man muss der Nato auch mal einen Gefallen tun. Und zur Leitkultur, die die CDU/CSU von Flüchtlingen einfordert, meint die Dusche, dass man ihnen beibringen soll, mit dem Grapschen einfach den ersten Betriebsausflug abzuwarten und wenn sie alle alkoholgeschwängert sind, singen sie auch das Lied auf den deutschen Wald. Mit den Vorurteilen ist es so eine Sache: man sieht eine Kopftuch tragende Frau an der Haltestelle. Zwei Männer sehen in ihr sehr bald eine Terroristin. Da fragt die Frau in bestem Mannemerisch, wann denn der Bus komme und nimmt ihr Kopftuch ab. Sie trug es, weil sie gerade mit nassen Haaren aus dem Schwimmbad kam. Tja, Vorurteile. Die sollten wir alle abbauen.

Jedenfalls kommt im nächsten Jahr die Dusche wieder, keine Frage.

Dagmar Klopsch-Güntner