Grabfeld für Mensch und Haustier in Ilvesheim

Veröffentlicht am 18.03.2022 in Ortsverein

Friedhöfe in Deutschland sind im Umbruch. Einige wenige bieten an, Mensch und Tier in einem gemeinsamen Grab zu bestatten. Wie seit 2021 in Ladenburg. Begleitet wird diese Bestattungsform von kontroversen Diskussionen. Auch in Kirchen und Theologie ist man sich nicht einig: Es gibt vehemente Ablehnung, aber auch große Zustimmung. Insgesamt sieht etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung das als richtig an, Jüngere mehr als Ältere.

Im Jahr 2015 eröffnete der erste Mensch-Tier-Friedhof in Deutschland, auf dem Mensch und Tier in einem gemeinsamen Grab beigesetzt werden können. Für Menschen ohne Familie kann der Vierbeiner mitunter der einzige Weggefährte auf dem letzten Lebensabschnitt sein. Schon seit einigen Jahren gibt es daher Tierfriedhöfe speziell für Haustiere. Nun gibt es diese Möglichkeit auch in Ladenburg (siehe Bild), mit bis zu drei Tieren. Selbstverständlich nur in Urnen. Ansonsten ist alles erlaubt, vom Hamster bis zum Pferd. Offiziell haben die Tiere dann den Status einer Grabbeigabe. So eine Grabbeigabe kann eben die Tierurne sein. Es könnte auch ein Buch sein oder irgendetwas anderes, was demjenigen lieb und teuer war.

Menschen und Tiere in gemeinsamen Gräbern. Das klingt neu, das gibt es aber schon sehr lange. Schon vor rund 10.000 Jahren, als Wildkatzen und Wölfe zu Hauskatzen und Hunden wurden, schon aus dieser Zeit gibt es gemeinsame Gräber von Menschen und ihren vierbeinigen Gefährten. Wenn Sie jetzt sagen, das darf man nicht, weil es völlig gegen die Würde und die Pietät ist, dann könnten Sie eventuell Recht haben. Wer aber sagt uns, dass Tiere keine Seele besitzen, dass sie nicht geliebt werden?
Auch eine katholische Theologin, Julia Enxing, ist klar dafür:
„Auch auf kirchlichen Friedhöfen, ja. Denn die Aufgabe der Seelsorge besteht darin, den Sehnsüchten der Menschen auf die Spur zu kommen und zu verstehen, was den Menschen wirklich wichtig ist. Und wenn diese Menschen davon überzeugt sind, dass diese Gemeinschaft, die sie mit den Tieren gepflegt haben im Leben und diese Beziehung sie ganz stark im positiven Sinne geprägt hat, dann bin ich der Auffassung, dass Kirche nicht das Recht hat, hier zu sagen, dass diese Beziehung zu den Tieren so andersartig ist als eine Beziehung, die Menschen untereinander haben können, dass es nicht möglich sein soll, Tiere und Mensch zusammen zu bestatten.“

Auch wir wollen auf unserem Friedhof Nord einen Bereich einrichten, in dem Mensch und Tier zusammen beerdigt werden können. Der Mensch muss dann das Grab ankaufen und kann zuerst das Tier, dann sich selbst beerdigen lassen. Oder er behält die Urne seines Tieres, bis er selbst stirbt und lässt sie dann mit sich selbst beerdigen. Selbstverständlich muss hier Vorsorge getroffen werden, in Form eines Testamentes, damit diejenigen, die die Bestattung vornehmen, das auch berücksichtigen.

Wir denken, wir sollten es Ladenburg nachmachen. Sehen Sie sich das dortige Bestattungsfeld an. Es ist ansprechend und würdig.

/Dagmar Klopsch-Güntner