ERKRANKEN SCHADET IHRER GESUNDHEIT, so heißt das neue Buch von Bernd Hontschik, Arzt und Kolumnenschreiber bei der Frankfurter Rundschau (Westend-Verlag 2019, 160 Seiten, 16 Euro). Was ist die Todesursache? Eine Krankheit, ein Unfall? Bernd Hondschik erklärt in seinem Buch: nach dem Angriff auf das New Yorker World Trade Center 2001 mieden viele Menschen das Fliegen und reisten lieber mit dem Auto. Mit der Folge, dass in den USA die Folge der tödlichen Unfälle unmittelbar um ca. 1600 anstieg. Also Todesursache Terrorangriff oder Autounfall. Und beweist nicht die Statistik, dass in Armut lebende Menschen eine um mindestens 10 Jahre geringere Lebenserwartung haben. Todesursache Krankheit oder Armut? In seinem Buch geht Hontschik, der Oberarzt am Krankenhaus Frankfurt-Höchst und später Chirurg mit eigener Praxis war, vor allen Dingen auf die Individuellen Gesundheitsleistungen ein, die sog. Igel, bei denen die Ärzte zu Leistungen auffordern, die der Patient selbst bezahlen muss. Weil die Krankenkassen sie nicht als nutzlos einstufen. Jede*r Patien*in hat das schon einmal gehabt, dass ihm die Praxis eine Leistung empfiehlt, zum eigenen Wohl angeblich, die man selbst bezahlen muss. Hontschik meint dazu, dass das Geld der Praxis dient und die Leistung dem Patienten nichts bringe. Beispielweise ist die Augeninnendruckmessung ohne begleitende Untersuchung des Sehnervs nutzlos. Hontschik meint insgesamt, das das „ganz große Schiff Gesundheitswesen in die falsche Richtung steuert“. Wenn Geld die Hauptrolle beim Umgang mit Kranken spielt, dann ist das ganze System krank. Ein Krankenhausmanagement, das sich nach Konzerninteressen richten muss, bringt einsame Patient*innen. Die Botschaft seines Buches ist: Bewahrung der Humanmedizin vor der Deformation des Maschinendenkens. Rettung des solidarischen Gesundheitswesens vor dem Würgegriff des Kapitalismus. Eine gute Sommerlektüre.

Dagmar Klopsch-Güntner