Inklusion – Geht es gemeinsam besser?

Veröffentlicht am 16.06.2013 in Arbeitsgemeinschaften

Gut besucht, sehr informativ und lebhaft war unsere Veranstaltung zum Thema Inklusion am vergangenen Donnerstag im Clubhaus der Spielvereinigung.
Die ASF-Vorsitzende Regina Zäh konnte als Diskussionsteilnehmer/Innen Annemarie Klose-Boxheimer von der Martinsschule, Stephanie Liebers von der Schloss-Schule, Ute Raible von der Friedrich-Ebert-Schule sowie den Bildungspolitiker und Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck begrüßen.
Nach einigen Informationen und Zahlen zum Thema von Dagmar Klopsch-Güntner schildete Kleinböck die aktuelle Situation aus seiner Sicht.

Inklusion sei seit vielen Jahren ein Thema, passiert sei aber noch nicht viel. Häufig werde es im Zusammenhang mit der Einrichtung von Ganztagsschulen diskutiert. Es stelle sich auch die Frage: „Wo ist die Grenze für Inklusion?“ Eine generelle Abschaffung der Sonderschulen sehe er nicht, es sei eine sehr differenzierte Beratung der Eltern erforderlich. „Jedes Kind ist zu betrachten“, so Kleinböck. Dem konnte auch Annemarie Klose –Boxheimer zustimmen. „Seit 1999 gibt es Außenklassen der Martinsschule an der Friedrich-Ebert-Schule in Ilvesheim und solange gibt es auch inklusiven Unterricht“, führte sie aus. Grundlage seien die Bildungspläne für die Grundschulen, die für die behinderten Kinder heruntergebrochen würden. „Es ist ein anderes Arbeiten“, sagte sie. Dies bestätigte auch Ute Raible, die fünf Jahre mit einer Außenklasse in der Hauptschule gearbeitet hat. „Die Struktur des Unterrichts ist anders, damit jedes Kind individuell gefördert werden kann“, erklärte sie. Die Lehrer arbeiteten im Team, man habe dadurch auch andere Blickwinkel und davon würden am Ende alle Kinder profitieren. An der Schloss-Schule gibt es verschiedene Ansätze. Blinde oder sehbehinderte Kinder würden oft, wenn möglich und gewünscht, am Wohnort inklusiv an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet; die Schloss-Schule sei in diesen Fällen „nur“ Begleiter, so Stephanie Liebers. Andere Kinder mit einem erweiterten Förderbedarf, z.B. bei zusätzlicher geistiger Behinderung, könnten oft in der Schloss-Schule besser gefördert werden. Die Übergänge seien fließend, führte sie aus. Die Kinder und Jugendlichen würden von der Schloss-Schule in Regelschulen wechseln und umgekehrt. Nach dem Realschulabschluss würden einige Kinder auch allgemeine und berufliche Gymnasien besuchen und erfolgreich abschließen.
„Können auch Schüler von der Friedrich-Ebert-Schule die Werkrealschule der Schloss-Schule besuchen?“ wurde von einer Teilnehmerin gefragt. Dies gehe zumindest zur Zeit noch nicht, schon die Größe der Klassenzimmer lasse das nicht zu, erklärte Frau Liebers. Bei der Umsetzung der Inklusion in den Regelschulen würden meistens Gruppenlösungen angestrebt, d.h. dass mehrere Kinder mit erhöhtem Förderbedarf gleichzeitig eingeschult würden, erklärte Annemarie Klose-Boxheimer. Dies sei auch für viele Kinder die bessere Lösung, denn sie seien dann nicht alleine in der Klasse. Bildungs- und Beratungszentren sollen dabei unterstützen, denn neben der Organisation des Schulalltags müsse auch der Pflegebedarf und die medizinische Versorgung der Kinder bedacht und organisiert werden. „Die Politiker legen erst fest und überlegen dann, wie es umgesetzt werden kann“, kritisierte eine Teilnehmerin. Dies führe häufig zu Überforderung und Frust bei den Lehrern. Es fehle an Unterstützung, denn für eine erfolgreiche Integration behinderter Kinder im Unterricht an Regelschulen müsse u.a. auch die Lehrerausbildung angepasst werden und es seien multiprofessionelle Teams erforderlich.
Einig waren wir uns am Ende des Abends mit der Einschätzung, dass Inklusion eine Chance für alle ist, man muss nur damit anfangen. Es darf aber niemand auf der Strecke bleiben; weder Lehrer, Eltern und vor allem nicht die Kinder.
Vielen Dank nochmals an alle Teilnehmerinnen; wir werden auf jeden Fall im Gespräch bleiben und das Thema weiter verfolgen.

Regina Zäh