Mahnwache

Veröffentlicht am 06.04.2011 in Ortsverein

Auch bei der zweiten Mahnwache haben wir natürlich der Menschen in Japan gedacht, die durch den Tsunami ihr Leben und darüberhinaus für Jahrhunderte durch die Atomreaktorkatastrophe ihre Heimat verloren haben.

Klar ist, dass Atomenergie nicht beherrschbar ist. Daher ist ein Ausstieg lebensnotwendig im wahrsten Sinnen des Wortes. Dem umgehenden Ausstieg aus der Atomenergie wird entgegengehalten, dass Strom durch erneuerbare Energien so kurzfristig Atomstrom nicht ersetzen kann. Das ist falsch.
Alleine die Tatsache, dass bei sieben derzeit abgeschalteten Atommeilern es keinen Stromengpass gibt, spricht Bände. Laut einer 2008 vorgelegten Leitstudie des Bundesumweltministeriums (BMU) können die erneuerbaren Energien in Deutschland bis 2020 einen Anteil von 30 Prozent an der Stromversorgung erreichen. Damit wäre Atomenergie ersetzt, die derzeit einen Anteil von 23% hat. 2009 hatte Kohle hat einen Anteil von 42%, Öl und Gas 19% und erneuerbare Energie 16 %. 2010 ist der Anteil der erneuerbaren Energie auf knapp 17% gestiegen und deren Anteil an der Gesamtenergieversorgung, also auch Wärme und Kraftstoff, liegt bei derzeit 11%. Laut Branchenprognose der Erneuerbaren-Energien-Industrie können die erneuerbaren Energien in Deutschland bereits im Jahr 2020 mit 48 Prozent knapp die Hälfte des gesamten deutschen Strombedarfs decken.
Akzeptieren muss man allerdings, dass dafür auch Flächen gebraucht werden: So kann beispielsweise die Windenergie an Land bis 2020 ein Fünftel des deutschen Strombedarfs decken. Dafür benötigt sie aber etwa 0,75 Prozent der Landesfläche. Die Bioenergie kann zudem bis zum Jahr 2020 einen Anteil von 15 Prozent an der gesamten Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung decken. Dafür wird eine Fläche von 3,7 Mio. Hektar (heute: 1,6 Mio. ha) benötigt.

Ein Gutachten des Sachverständigenrats für Umweltfragen kam 2010 zu dem Ergebnis, dass Deutschland im Jahr 2050 vollständig aus erneuerbaren Energien versorgt werden könne. Prof. Dr. Olav Hohmeyer, Hauptautor des Gutachtens, betonte, dass bereits 2030 eine Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien möglich sei, wenn die konventionellen Kraftwerke frühzeitig abgeschaltet sowie die Netz- und Speicherinfrastruktur angepasst würden. Die Studie enthält eine Reihe von Szenarien, die belegen, dass selbst eine rein nationale Vollversorgung mit erneuerbaren Energien möglich sei. Einfacher und kostengünstiger sei jedoch ein Stromaustausch mit Nachbarländern und Regionen. So kann z.B. Norwegen zeitweise Stromüberschüsse aus Windenergie aufnehmen und dann Strom aus Wasserkraft zur Verfügung stellen, wenn in Deutschland kein Wind weht.
Es bleibt also dabei: Der Atomausstieg ist unser Ziel, muss unser aller Ziel sein. Dass das nicht in Vergessenheit gerät, dafür wollen wir mit unserer Mahnwache sorgen. Auch in der nächsten Woche werden wir eine Mahnwache abhalten: um 18.00 Uhr auf dem Chécyplatz.
Dagmar Klopsch-Güntner